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Poker – Glück oder Geschick?

Die Frage, ob es sich bei diesem absoluten Klassiker unter den Glücksspielen wirklich um ein Glücksspiel handelt, wird seit jeher heiß diskutiert. Die Akzeptanz, dass es sich beim Poker um ein Geschicklichkeitsspiel handelt, hätte viele kulturelle sowie rechtliche Konsquenzen, denn Glücksspiel wird üblicher Weise von strengen Gesetzen reguliert, wenn nicht sogar verboten, während Geschicklichkeitsspiele als Sportereignisse zelebriert, und ihre Gewinner bewundert werden.

Wie ist das nun beim Poker?

Anders als beim Schach, dem bekanntesten Geschicklichkeitsspiel und anerkannten Denksport, wo beide Spieler mit demselben Aufbau beginnen und der gesamte Spielverlauf offen auf dem Brett zu beobachten ist, wird beim Poker einiges dem Zufall überlassen: Welche Karten man auf der Hand hat, ist reiner Zufall, welche Karten nach und nach offen auf den Tisch gelegt werden, genauso. Daher beginnen alle Spieler mit verschiedenen und einander unbekannten Vorraussetzungen, die sich dann auch noch zufällig verändern.

Was man dann mit diesen Karten anstellt, oder eben nicht, und wie sich das Spiel über viele Hände entwickelt, lässt sich mit Strategie und Kenntnissen beeinflussen. Auch wenn es in praktischen Studien mit menschlichen Spielern widersprüchliche Ergebnisse zu der Frage gibt, wie groß der Einfluss des Geschicks auf den Spielverlauf tatsächlich ist – der mathematische Nachweis, dass sich die Strategie langfristig gegen das Glück durchsetzt, ist längst erbracht.

Forscher entwickeln unschlagbaren Pokerroboter

Mit einem Algorithmus, der, zumindest bei der etwas einfacheren Variante des limitierten Texas Hold’em, sämtliche statistische Fehlentscheidungen nahezu perfekt vermeidet und auf diese Weise optimal mit den zufälligen Karten und Situationen umgeht, lässt sich das Spiel tatsächlich beherrschen. Das bedeutet natürlich nicht, dass der Computer jede Hand gewinnt. Vielmehr wird sich auf lange Sicht ein Trend abzeichnen, laut welchem „Cepheus“ unter Garantie gewinnt. Wer daran zweifelt, kann das nach einer Sternenkonstellation benannte Programm hier sogar selbst online herausfordern. Auf der Seite wird unter anderem auch erklärt, wie der Algorithmus seine Entscheidungen trifft.

Wo ist die Psychologie?

Natürlich ist dieser Ansatz einer, der auf Wahrscheinlichkeiten basiert, und darauf, dass alle theoretisch möglichen Szenarien berücksichtigt werden. Aber nicht nur ist dies für ein menschliches Gehirn kaum zu leisten, es bleibt auch zu fragen, ob die Psychologie dem Spiel nicht auch noch weitere Aspekte hinzufügt. Schließlich kann der Spieler durch bluffen eventuell seine Gegner motivieren, Fehler zu machen, oder er kann selbst durch Ehrgeiz, Angst und Leidenschaft zu Fehlentscheidungen gelangen. Beides wird unter Maschinen nicht passieren. Neben der Frage, ob Poker als Glücksspiel oder Geschicklichkeitsspiel betrachtet werden sollte, gibt es hier eine weitere Komponente, und am Ende handelt es sich dann vielleicht einfach um ein Gesellschaftsspiel…