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Weltliche Paläste – Die Architektur der europäischen Casinos

Spielcasinos haben eine lange und vielseitige Tradition, und verschiedene Epochen und Lebensgefühle bilden sich bis heute in der Architektur, den Gebäuden, und ihrer gelebten Kultur ab. Während in der jüngeren Zeit das amerikanische Modell des ewigen Rummel von Las Vegas das Bild ein wenig zu sehr dominierte, wollen wir heute einen Ausflug in die deutlich ältere Kultur der europäischen Spielbanken machen.

Meist in die attraktive Umgebung eines natürlichen Kurorts platziert, sind diese Casinos der alten Schule wahre Paläste des Luxus und der gepflegten Dekadenz. Umgeben von klassischen Gärten, stilvollen Hotels, besten Restaurants und exklusiven Nachtclubs, waren und sind diese Casinos die Traumwelten und Treffpunkte der High-Society, an denen das Spiel an den Roulette-Tischen neben Theater und Tanzveranstaltungen seinen Platz findet.

Casino de Monte Carlo – Monaco

Als berühmtestes, und noch immer aktives Beispiel der klassischen Casino-Kultur, ist die prachtvolle Anlage aus fünf Casinos, Luxushotels, Restaurants und ausgesuchten Boutiquen ein Ort von dauerhaftem Weltruhm. Nicht zuletzt da das Gebäude aus dem Jahr 1858 über Jahrzehnte immer wieder als Filmkulisse der James-Bond-Reihe dienen durfte.

Das ist auch nur konsequent, denn Bond-Autor Ian Fleming hat nicht nur selbst das Casino besucht, sondern es auch als Vorlage für sein „Casino Royale“ im ersten Roman der Reihe verwendet.

Als weiteres Highlight der langen Historie ist die Hochzeit von Grace Kelly mit dem Prinz von Monaco zu nennen, die wohl nirgendwo anders stattfinden konnte. Der prunkvolle Bau des Casino de Monte Carlo enthält neben Spieltischen und Automaten auch das Opernhaus von Monaco.

Die Prominenten, die mit ihren Luxuskarrossen vor dem Casino ankommen, nächtigen im wenige Schritte entfernten Hôtel de Paris, das den eleganten französischen Stil unter den Palmen Monacos bietet.

Kurhaus Baden-Baden – Deutschland

Nahe am Schwarzwald wurde im 19. Jahrhundert nach und nach das klassiszistisch-elegante Gebäude errichtet, dessen rechter Flügel eine der ältesten und berühmtesten Spielbanken Deutschlands beherbergen sollte. Unterbrochen durch ein allgemeines Glücksspielverbot und den zweiten Weltkrieg wurde es drei Mal eröffnet, zuletzt im Jahr 1950.

Auch wenn die Fassade mit dem wuchtigen Säuleneingang noch vergleichsweise schlicht erscheint, wird spätestens im Inneren klar, dass die Gestaltung den Prunk französischer Schlösser zum Vorbild hatte. Umrahmt von goldenen Ornamenten und Licht der Kronleuchter kamen hier früher nur die gesellschaftlichen Eliten zusammen. Stars wie Marlene Dietrich und Autor Dostojewski fanden Inspiration an diesem Ort, der heute der Allgemeinheit wesentlich leichter zugänglich ist, ob zum Spiel oder zur geführten Besichtigung. Noch immer ist jedoch das Casino, und insbesondere der Hauseigene “Club Bernstein”, auch eine Adresse für die High-Society.

Cazinoul din Constanța – Rumänien

Besonders faszinierend ist das Schicksal dieses verlassenen und verfallenen Prunkbaus in der Stadt Constanța an der Küste des Schwarzen Meers. Selbst in seinem heutigen Zustand – baufällig, verwittert und verblasst – ist dieser Tempel der Art Noveau aus dem Jahr 1910 noch atemberaubend schön – und in seiner Verlorenheit auch noch ein zutiefst melancholischer Anblick. In der Architektur bilden sich die ganze Pracht und der unbescheidene Optimismus der Belle Époque ab, doch der Verfall macht auch die Zeit sichtbar, die uns von diesen Tagen trennt.

Und doch muss dieser Verfall natürlich ein Ende haben, und 2015 wurde nun endlich eine erfolgreiche Initiative gestartet, das denkmalgeschütze Gebäude zu renovieren und wieder nutzbar zu machen. Was dann daraus wird, ist noch nicht offiziell entschieden. Ein Casino würde sich anbieten.